Die Wohnungstür betretend, durchs Fenster schauend, sieht er: Die Konturen eines Waldstücks. Häuser sind kaum im Blickfeld. So scheint die Stadt als eine wunderbare Landschaft. Der Horizont hinter den Gewächsen ist goldgelb, darüber ein phantastisches Farbspiel am Himmel: bis in ein weites hellblau. Romantisch hinterscheint die Sonne Äste der Bäume, welche kontrastreich dem Farbspiel entgegensetzen.
Kurze Zeit genießt er seinen Blick, realisiert die Schönheit. Doch schließlich geht er nüchtern an seinen Schreibtisch, schaltet den Computer an und setzt sich seine Kopfhörer auf. Die Software spielt die Musik automatisch ab. Kränklich laut schallt der Bass direkt in seine Ohren. Angespannt verbringt er den Tag, nach seiner anstrengenden Arbeit, am Computer. Er vergisst die reale Welt. Einsam ist er an seinen Rechner gekettet, Nachmittag für Nachmittag. Soziale Kontakte bleiben ihm fern. Nachts schläft er unruhig.
Naturschauspiele verpasst er: Dunkel ist der Himmel über dem Rudel. Hellblau der Horizont am Ende des Lichts. Die Farben verlaufen in ein endloses Sein. Erste Sterne funkeln im Königsblau. Das Erlebnis beginnt; Tiere entdecken die Nacht. Wölfe sind niemals allein. Sie jaulen, schluchzen, heulen und werden schwächere schlachten. Wölfe gewinnen am Leben, weil sie kriechen, schleichen, laufen, jagen. Sie riechen, duften, spüren und sprechen einander ab. Wölfe verbergen ihre Stärke in der Nacht. Gemeinschaftlich.
(17.2.2002)